Kolloquium Mathematik und ihre Didaktik

Institut für Mathematik

Das Kolloquium "Mathematik und ihre Didaktik" bildet das Forschungsspektrum am Institut für Mathematik an der RPTU in Landau ab. Entsprechend gibt es in jedem Semester sowohl Vorträge zu Themen der Didaktik der Mathematik als auch zu Themen der Angewandten Mathematik.

Die Vorträge des Kolloquiums "Mathematik und ihre Didaktik" finden am Campus der RPTU in Landau, Fortstraße 7, 76829 Landau im jeweils angegebenen Raum statt.
Lageplan und Anfahrtsbeschreibung

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Vortrag: Prof. Dr. Rolf Biehler

Dienstag, 06.05.2025, 16 Uhr c.t., Mathematik-Labor, Gebäude I Raum 1.08

Modellierungsbewusster Stochastikunterricht in der Sekundarstufe II

Prof. Dr. Rolf Biehler, Universität Paderborn 

Der Stochastikunterricht in der Sekundarstufe II erfordert ein bewussteres Modellieren als bisher üblich. Aufgaben enthalten oft implizit bleibende Annahmen und künstliche Kontexte und Fragestellungen. So werden z.B. Gleichverteilung, stochastische Unabhängigkeit oder Konstanz der Wahrscheinlichkeit stillschweigend vorausgesetzt, ohne deren Gültigkeit kritisch zu hinterfragen. Zufallsstichproben werden unrealistischerweise aus fiktiven Grundgesamtheiten gezogen, relative Häufigkeiten vorschnell als Wahrscheinlichkeiten interpretiert.
In diesem Vortrag werden Beispiele vorgestellt, in denen durch die Wahl authentischer Kontexte und eine bewusste Auseinandersetzung mit den Modellannahmen ein reflektierter Umgang mit stochastischen Modellen erreicht werden kann. Durch die bewusste Thematisierung von Idealisierungen und Annahmen sollen die Schülerinnen und Schüler für die Modellierungsaspekte der Stochastik sensibilisiert werden. Die Beispiele thematisieren - unter Einbeziehung realer Daten - das Gesetz der großen Zahlen, die Binomialverteilung, Aufgaben zum Satz von Bayes und die beurteilende Statistik.

Vortrag: Prof. Dr. Henning Sievert

Dienstag, 20.05.2025, 16 Uhr c.t., Konferenzraum, Gebäude C1, Erdgeschoss, Raum CI 1

Prof. Dr. Henning Sievert,  Universität Hildesheim, Mathemathikdidaktik und Informatikdidaktik

Gibt es gute oder schlechte Schulbücher? Effekte der Schulbuchwahl auf den Lernerfolg von Grundschulkindern in Arithmetik

Der Vortrag gibt eine Zusammenfassung der Ergebnisse der IPN-Schulbuchstudie. Dabei wurde ein Längsschnittdatensatz zur Entwicklung der Arithmetikleistungen von Schulbeginn bis zur dritten Klasse in 91 Klassen in Schleswig-Holstein genutzt, um zu untersuchen, inwieweit das verwendete Schulbuch mit dem Lernerfolg der Grundschulkinder zusammenhängt. Es traten teils erhebliche Leistungsunterschiede zwischen Klassen auf, die mit unterschiedlichen Schulbüchern arbeiteten. Für eine detailliertere Analyse wurde ein Konzept zur Bewertung der themenspezifischen Schulbuchqualität entwickelt. Anhand von drei Themenbereichen des Grundschulcurriculums konnte ein Zusammenhang zwischen der themenspezifischen Qualität der Schulbücher und dem Lernerfolg der Kinder in dem jeweiligen Themenbereich nachgewiesen werden. Abschließend bietet der Vortrag einen Ausblick auf weiterführende Forschung und Implikationen für die Bildungspraxis.

Vortrag: Prof. Dr. Bärbel Barzel

Mittwoch, 11.06.2025, 16 Uhr c.t., Gebäude C4 (gelber Aufgang), 1. Stock, Raum C4 165

Prof. Dr. Bärbel Barzel, Universität Duisburg-Essen

Mathematikabitur in Deutschland – Status quo? Quo vadis?

Das Gestalten der Abiturprüfungen lag in Deutschland lange in der Hoheit der einzelnen Bundesländer, was zu einer großen Vielfalt bei Rahmenbedingungen und inhaltlicher Ausgestaltung führte. Auf der Grundlage von Beschlüssen der Kultusministerkonferenz wurden für verschiedene Fächer, u.a. Mathematik ländergemeinsame Abituraufgabenpools entwickelt. Ziel dabei ist es, die Anforderungen für Abiturprüfungen in den Ländern anzugleichen und Qualität zu sichern. Seit 2017 stehen diese Aufgabenpools zur Verfügung, die vom IQB (Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen) als wissenschaftliche Einrichtung der Länder entwickelt werden. Grund genug auf die Prozesse, Vorgaben und Aufgabenbeispiele des IQB zu schauen, da diese die Leitlinie für das zukünftige Zentralabitur in Deutschland darstellen. Hierbei spielt zudem die Passung zwischen Entwicklung der Abituraufgaben einerseits und Fortbildungsprogrammen wie QuaMath oder MaTeGnu andererseits im Sinne eines Constructive Alignment eine wichtige Rolle.
Im Vortrag werden nicht nur strukturelle Gegebenheiten dargestellt und diskutiert, sondern insbesondere auf die inhaltliche Gestaltung der Abituraufgaben und der Fortbildungsprogramme geschaut. Hierbei fließen Erkenntnisse einer Studie ein, bei der Abituraufgaben auf angeregte Kompetenzen und Medieneinsatz analysiert wurden. Dabei zeigte sich, dass die Aufgaben ein geringes kognitives Potenzial in Bezug auf allgemeine mathematische Kompetenzen wie Argumentieren, Problemlösen, Modellieren und Kommunizieren haben und auf niedrigem kognitiven Anspruchsniveau bleiben. Hier besteht Optimierungspotenzial für zukünftige Prüfungen, aber auch für Fortbildungsprogramme.

Vortrag: Jun.-Prof. Dr. Priska Sprenger

Dienstag, 01.07.2025, 16 Uhr c.t., Konferenzraum, Gebäude CI, Erdgeschoss, Raum CI 1

Jun.-Prof. Dr. Priska Sprenger, Pädagogische Hochschule Heidelberg

„Das sieht aus wie eine normale vier.“ – Strukturierungsprozesse von Kindern erforschen

Das Wahrnehmen und Nutzen von Strukturen wird als Grundlage zum Mathematiklernen betrachtet. Anhand einer Interventionsstudie mit 95 Kindern im letzten Kindergartenjahr wurden Prozesse bei der strukturierenden Mengenwahrnehmung und strukturnutzenden Anzahlbestimmung untersucht. Im Rahmen des Vortrags werden Ergebnisse dieser Studie präsentiert. Zum einen wird berichtet welchen Mehrwert Eye-Tracking bieten kann, um Einblicke in den nicht sichtbaren Prozess der Mengenwahrnehmung zu gewinnen, und welche Herausforderungen solche hoch interpretativen Blickbewegungsanalysen für Forschung und Praxis mit sich bringen. Zum anderen wird vorgestellt, welche Strukturen Kinder in einem Zehnerfeld wahrnehmen und wie sie diese zur Anzahlbestimmung nutzen.

Vergangene Vorträge finden Sie hier