Dissertationsprojekt Dr. Anna Noll
AG Didaktik der Mathematik (Sekundarstufen)
Wie sollten Lernmaterialien in Inklusionsklassen gestaltet sein?
Empirische Untersuchung von Arbeitsprozessen in Abhängigkeit von Instruktionsmaterialien
Material zur im Jahr 2020 abgeschlossen Promotion
Hier werden die Schülerarbeitshefte zu den vier verschiedenen Experimentalgruppen (EG 1) bis (EG 4) sowie das zugehörige Lernvideo zum Abruf bereitgestellt:
- EG 1: Leichte Sprache
- EG 2: Leichte Sprache + Piktogramme
- EG 3: Leichte Sprache + Fotos
- EG 4: Keine Unterstützungsmaßnahme
- Lernvideo
Erhaltener Preis
- Dissertationspreis des Fachbereichs 7: Natur- und Umweltwissenschaften 2020
Fragestellung
Im Rahmen des Projekts soll untersucht werden, welche Gestaltungselemente von Arbeitsaufträgen einen positiven Einfluss auf die Performanz von Schüler/innen in inklusiven Gruppenarbeitssituationen haben.
Relevanz
Ziel ist die Ableitung von Gestaltungskriterien für Arbeitsaufträge, die im inklusiven Mathematikunterricht nutzbar sind und diesen verbessern.
Theoretischer Hintergrund
Das Prinzip der Inklusion besagt, „dass Schulen alle Kinder, unabhängig von ihren physischen, intellektuellen, sozialen, emotionalen, sprachlichen oder anderen Fähigkeiten aufnehmen sollen“ (Bundschuh 2012, S. 109). Das bedeutet, dass alle Schüler/innen, auch Schüler/innen mit schwerer Behinderung, in einer Regelklasse unterrichtet werden sollen (Woolfolk 2008, S. 160). Um dieses Ziel erreichen zu können, müssen jedoch zunächst die pädagogischen Bedingungen an alle Schüler/innen angepasst werden (ebd.). Ein wesentlicher Schritt in diese Richtung besteht darin, allen Kindern die Lesbarkeit der Arbeitsaufträge zu ermöglichen. Hierzu können Kriterien der Textvereinfachung angewendet werden, wie beispielsweise die Regeln leichter Sprache (vgl. Netzwerk leichte Sprache unter leichtesprache.org). Des Weiteren können zur Verständniserleichterung Texte mit Piktogrammen verknüpft werden. Inwiefern das Anreichern von Texten mit Piktogrammen das Textverständnis erhöht, wurde bisher jedoch nur wenig empirisch untersucht. Obwohl theoretische Überlegungen für eine positive Wirkung durch die Verknüpfung von Texten mit Piktogrammen sprechen (vgl. Frenkel & Bourdin 2009), sind die Ergebnisse der wenigen vorhandenen Studien nicht eindeutig (vgl. Jones, Long & Finlay 2007, Poneclas & Murphey 2007).
Methodisches Vorgehen
Im Rahmen einer qualitativen Vorstudie sollen zunächst verschiedene Varianten der Textvereinfachung systemisch variiert getestet werden. In einer quantitativen Hauptstudie mit Experimental- und Vergleichsgruppen-Design wird anschließend analysiert, inwiefern die Anwendung der Regeln leichter Sprache und die Verknüpfung von Text mit Piktogrammen das selbstständige Arbeiten in heterogenen Lerngruppen erleichtert.
Literatur
Bundschuh, K. (2013). System – Inklusion – Betroffene. Grenzen und Möglichkeiten. In Cornelius Breyer, et al. (Hrgs.), Sonderpädagogik und Inklusion. Oberhausen: Athena-Verlag.
Frenkel, S. & Bourdin, B. (2009). Verbal, visual, and spatio-sequential short-term memory: assessment of the storage capacities of children and teenagers with Down’s syndrome. Journal of Intellectual Disability Research, 53 (2), 152-160.
Jones, F. W., Long, K. & Finlay, W. M. L. (2007). Symbols can improve the reading comprehension of adults with learning disabilities. Journal of Intellectual Disability Research, 51 (7), 545–550
Poncelas, A. & Murphy, G. (2007). Accessible Information for People with Intellectual Disabilities: Do Symbols Really Help? Journal of Applied Research in Intellectual Disabilities, 20 (5), 466–474.
Woolfolk, A. (2008). Pädagogische Psychologie (10. Auflage). München: Pearson Studium.