Professionelle Kompetenz von Biologielehrkräften
Eine Studie zu Berufswahlmotiven, motivationaler Orientierung, Wohlbefinden und Unterrichtsqualität
Projektbeschreibung
Lehrkräfte sind zentrale Akteure der Institution Schule. Durch die tägliche Gestaltung eines schülerorientierten Unterrichtsangebots haben sie maßgeblich Einfluss auf den Lernerfolg und den Entwicklungsprozess von Lernenden (Hattie, 2009). Zugleich stellen diese Aufgaben herausfordernde Situationen im Berufsalltag einer Lehrkraft dar. Insbesondere im Biologieunterricht haben Lehrkräfte fachspezifische Anforderungen wie der kompetente Umgang mit Modellen, der Einbezug von realen Objekten in den Unterricht oder die Verwendung biologiespezifischer Arbeitsweisen zu bewältigen (Wüsten, 2010). Zur Bewältigung solch herausfordernder Situationen im Berufsalltag einer Lehrkraft, spielen persönliche Ressourcen eine wichtige Rolle. Zu diesen Ressourcen zählt man insbesondere die professionelle Handlungskompetenz von Lehrkräften (Milius, 2022) als eine wesentliche Einflussgröße für die Unterrichtsqualität (Baumert & Kunter, 2006; Kunter et al., 2011) und das arbeitsbezogene Wohlbefinden (Klusmann & Waschke, 2018). Besonders dem affektiv-motivationalen Teilaspekt der Lehrerkompetenz in Form der motivationalen Orientierung kommt eine signifikante Rolle zu, inwiefern bestimmte Verhaltensweisen und Bemühungen beim Unterrichten zum Tragen kommen (Holzberger et al., 2016). Die motivationale Orientierung einer Lehrkraft lässt sich durch die Aspekte des Berufswahlmotivs, den Selbstwirksamkeitserwartungen sowie des Enthusiasmus beschreiben (Kunter et al., 2011). Dabei repräsentieren die Teilaspekte motivationaler Orientierung keine unveränderlichen Personenmerkmale: Erste Untersuchungen (z.B. COACTIV) belegen, dass durch unterschiedliche Unterrichtserfahrungen und -erlebnisse die motivationalen Eigenschaften einer Lehrkraft variieren können (Kunter et al., 2011). Des Weiteren ist motivationale Orientierung kontext- und domänenspezifisch. Der Forschungskorpus zeigt darüber hinaus, dass sich beide Konstrukte positiv auf den Instruktionsprozess (u.a. Bleck, 2019; Holzberger et al., 2014; Künsting et al., 2016), die Jobzufriedenheit (Caprara et al., 2003) sowie das arbeitsbezogene Wohlbefinden bzw. eine reduzierte Stresswahrnehmung (u.a. Brouwers & Tomic, 2000; Kunter et al., 2011) auswirken können. Vergleichbare Effekte konnten auch im biologiespezifischen Kontext nachgewiesen werden (Mahler, 2017), jedoch ist der Forschungsstand hierzu weiterhin limitiert. Vor diesem Hintergrund zeichnet sich ein Desiderat ab, welche Binnenstruktur der motivationalen Orientierung von Biologielehrkräften zugrunde liegt und inwiefern sich die positiven Effekte motivationaler Orientierung auf die Unterrichtsqualität und das arbeitsbezogene Wohlbefinden replizieren und die Bedeutung dieser feststellen lassen.
Im Rahmen der DFG-geförderten Längsschnittstudie „ResohlUt“ wurde der Einfluss der motivationalen Orientierung auf die Unterrichtsqualität und das Wohlbefinden bei Biologielehrkräften untersucht. Die Analysen zeigen, dass neben den Selbstwirksamkeitserwartungen, insbesondere der Enthusiasmus einen positiven Einfluss auf das arbeitsbezogene Wohlbefinden und die Unterrichtsqualität der Biologielehrkräfte hat (Milius, 2022). Die positive Bedeutung motivationaler Orientierung bekräftigen die Wichtigkeit zur Förderung eben dieser Kompetenzen während der Phasen der Lehrerbildung.
Das Forschungsvorhaben wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.