Blühstreifen Komplexe in der intensiv genutzten Agrarlandschaft zur Förderung von Ökosystemdienstleistungen

Intensiv genutzte Landschaften sind heute oftmals sehr biodiversitätsarme Räume. Selbst kleinste naturnahe Standorte, wie Wiesenwege verschwinden zunehmend und mit ihnen eine Vielzahl an Pflanzen und Tierarten. Ausgehend von der Annahme, dass Artenvielfalt multifunktionale Eigenschaften für die Landschaften mit sich bringt, bedeutet der Artenverlust auch einen Verlust an Ökosystemfunktionen und Dienstleistungen, wie Bestäubung, Wasser-, Nährstoff-, und Kohlenstoffspeicherung. Anreize zur Ergreifung von Maßnahmen zum Schutz der Ökosystemfunktionen sind speziell in intensiv genutzten Landschaften schwer zu geben. Im Rahmen der „Greening“ Komponente der GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) und der Agrarumweltprogramme der Länder werden Blühstreifen aktuell in Europa vermehrt eingebracht und finden auch in intensiv genutzten Gebieten recht weite Akzeptanz. Einzelne Blühstreifen können durchaus positiv auf Bestäuber wirken, allerdings gibt es auch viele Beispiele ohne nennenswerte positive Wirkung. Wie viele Blühstreifen wären notwendig, um Bestäubervielfalt auf Landschaftsebene aufrecht zu erhalten? Und welche Eigenschaften bringen Blühstreifen für andere Ökosystemfunktionen und daraus resultierenden Dienstleistungen auf der Landschaftsebene mit sich? In einem Projekt „Ökologische Aufwertung in Ackerfluren in der Oberrheinebene“ des IFAB Mannheim (Institut für Agrarökologie und Biodiversität), wurde die Wirkung von einem Komplex aus Blühstreifen auf einer Fläche von 10 % in 50 ha Landschaftsausschnitten auf die Bestäubervielfalt in intensiv genutzten Agrarlandschaften über 6 Jahre hinweg untersucht. In einer weiteren Projektphase des gleichen Projektes wird der Anteil der Blühstreifen nun auf 5 % der Fläche reduziert werden und die Effekte auf die Bestäubervielfalt werden ermittelt. Mit diesem Projekt erweitern wir die Geländeaufnahmen, Analysen und Ausarbeitungen folgendermaßen. Wir untersuchen a) die Effekte solcher Blühstreifen unterschiedlichen Alters und Einsaat-Historie aus den vergangenen 8 Jahren auf ihre Kohlenstoff-, Nährstoff-, und Wasserspeicherfähigkeit hin; b) den Effekt des Umbruchs solcher Blühstreifen auf eben diese Ökosystemfunktionen; c) mit Hilfe von Merkmalsanalysen, welche Rolle die Distanzen zwischen den Blühstreifen und den Resten halb-natürlicher Habitate (bei 10 %, 5 %, oder Kontrolllandschaft) sowie deren Qualität für die Bestäubervielfalt und Zusammensetzung  von mehr oder weniger spezialisierten Arten der Bienen und Schmetterlinge spielen; d) die Relevanz solcher Blühstreifen (10 %, 5 % oder Kontrollflächen; wir d) schätzen für die Wasser-, Kohlenstoff- und Nährstoffspeicherung sowie Bestäubungsleistung die Relevanz auf Landschaftsebene ab. Darauf soll dann durch den Partner IFAB die Zusammenstellung einfacher Handlungsempfehlungen für Landwirte und Politiker erfolgen, wie die Anordnung und der Flächenanteil von Blühstreifen gewählt werden sollte, um größtmögliche Bestäubervielfalt und andere Ökosystemdienstleistungen in der Landschaft zu fördern.

Da Blühstreifen aktuell von Landwirten auch in intensiv bewirtschafteten Räumen recht gut akzeptiert werden, könnte die Einbeziehung von Blühstreifennetzwerken in der anstehenden Reform der GAP bei entsprechender Förderung auf breite Akzeptanz bei den Landwirten führen und zu einer schnellen Umsetzung in Normallandschaften. Dies könnte den schnellen Verlust an Biodiversität und Funktionalität in der intensiv genutzten Agrarlandschaft recht kurzfristig bremsen, um Zeit zu gewinnen, die Agrarproduktion und die Nutzung der Landschaften zukunftsfähig weiterzuentwickeln.