Anja Herrmann
Mathematische Regelspiele in Kindergarten und Grundschule (MaReKS)
Es besteht allgemeiner Konsens, dass eine systematische Förderung mathematischer Kompetenzen bereits im Kindergarten erfolgen sollte (Hauser et al. 2014, S. 139). So soll schon im Elementarbereich die Grundlage für das mathematische Lernen in der Grund- und weiterführenden Schule gelegt werden. Die individuellen Voraussetzungen des einzelnen Kindes sowie die Lernbedürfnisse sollen dabei berücksichtigt werden und als Ausgangspunkt dienen, wobei insbesondere der verbalen Unterstützung und Begleitung der Kinder eine besondere Bedeutung zu kommt (Steinweg 2008; Schuler 2013; Rathgeb-Schnierer 2017). Grundsätzlich ist es die Aufgabe der Fachkraft, „die kindlichen Bildungs- und Lernprozesse über Techniken der kognitiven Anregung zu unterstützen und zu fördern“ (Tournier 2017, S. 78), oft wird in diesem Rahmen von Lernbegleitung gesprochen.
Einen Ansatz der frühen mathematischen Bildung, dessen Wirksamkeit durch einige Studien bereits nachgewiesen werden konnte (Hauser und Rechsteiner 2011; Grube et al. 2017; Ramani und Siegler 2008), stellt der Einsatz mathematischer Regelspiele dar. Unter dem Aspekt der Lernbegleitung lassen sich hierbei zwei verschiedene Settings unterscheiden; die Kinder können direkt als auch indirekt beim Spiel unterstützt und gefördert werden (Krammer 2017). Im Vordergrund der indirekten Lernbegleitung steht die Bereitstellung anregender Materialien und Lernumgebungen sowie die Erreichbarkeit der Fachkraft (Krammer 2017). Werden direkte Fördermaßnahmen eingesetzt, so werden „[d]ie Kinder zu neuen Spielformen und Aktivitäten in der Zone ihrer nächsten Entwicklung angeregt und erfahren bei Überforderung angemessene Unterstützung“ (Krammer 2017, 110f.).
Dass sich verbale Unterstützung positiv auf Lernprozesse auswirkt, konnte für den vorschulischen naturwissenschaftlichen Bereich belegt werden (Leuchter und Saalbach 2014). Quantitative Studien, welche die Nützlichkeit direkter Unterstützungsmaßnahmen auch für den frühen mathematischen Bereich belegen – insbesondere beim Einsatz mathematischer Reglespiele -, stehen allerdings noch aus. Im Rahmen einer experimentellen Interventionsstudie mit Prä-Post-Kontrollgruppen-Design soll daher untersucht werden, inwieweit sich die Wirksamkeit von Regelspielen zur Förderung des Zahlverständnisses im Übergang Kindergarten - Grundschule bei direkter und indirekter Unterstützung unterscheidet.
Grundsätzlich wird erwartet, dass es bei direkter Lernbegleitung zu einem signifikant höheren Lernzuwachs bezüglich des Zahlverständnisses als bei indirekter Lernbegleitung und bei den Kindern der Kontrollgruppe kommt. Hinweise darauf, dass eine direkte Unterstützung Auswirkungen auf den Lernerfolg hat, konnten in einer qualitativen Voruntersuchung bereits beobachtet werden. Zudem konnte in der Voruntersuchung gezeigt werden, dass die Kinder bei direkter Unterstützung einen höheren Grad an Verbalisierung zeigten.
Literatur
Grube, Dietmar; Barkam, Laura V.; Jörns, Christina; Schuchardt, Kirsten (2017): ZIKZAK - Profitieren Kindergartenkinder von Gesellschaftsspielen zur Förderung numerischer Kompetenzen und phonologischer Bewusstheit? In: Unterrichtswissenschaft 45 (3), S. 220–238.
Hauser, Bernhard; Rechsteiner, Karin (2011): Frühe Mathematik: Geführtes Spiel oder Training? In: 4bis8 (Schweizerische Fachzeitschrift für Kindergarten und Unterstufe) (5), S. 28–30.
Hauser, Bernhard; Vogt, Franziska; Stebler, Rita; Rechsteiner, Karin (2014): Förderung früher mathematischer Kompetenzen. In: Frühe Bildung 3 (3), S. 139–145.
Krammer, Kathrin (2017): Die Bedeutung der Lernbegleitung im Kindergarten und am Anfang der Grundschule. Wie können frühe mathematische Lernprozesse unterstützt werden? In: Stephanie Schuler, Christine Streit und Gerald Wittmann (Hg.): Perspektiven mathematischer Bildung im Übergang vom Kindergarten zur Grundschule. Wiesbaden: Springer Spektrum, S. 107–123.
Leuchter, Miriam; Saalbach, Henrik (2014): Verbale Unterstützungsmaßnahmen im Rahmen eines naturwissenschaftlichen Lernangebots in Kindergarten und Grundschule. In: Unterrichtswissenschaft 42 (2), S. 117–131.
Ramani, Geetha B.; Siegler, Robert S. (2008): Promoting broad and stable improvements in low-income children's numerical knowledge through playing number board games. In: Child development 79 (2), S. 375–394.
Rathgeb-Schnierer, Elisabeth (2017): Mathematische Bildung im Kindergarten. In: Bernhard Hauser, Elisabeth Rathgeb-Schnierer, Rita Stebler und Franziska Vogt (Hg.): Mehr ist mehr. Mathematische Frühförderung mit Regelspielen. 2. Auflage. Seelze: Klett/Kallmeyer, S. 10–25.
Schuler, Stephanie (2013): Mathematische Bildung im Kindergarten in formal offenen Situationen. Eine Untersuchung am Beispiel von Spielen zum Erwerb des Zahlbegriffs. 1. Aufl. s.l.: Waxmann Verlag GmbH.
Steinweg, Anna Susanne (2008): Grundlagen mathematischen Lernens vor der Schule. In: Beiträge zum Mathematikunterricht.
Tournier, Maike (2017): Kognitiv anregende Fachkraft-Kind-Interaktionen im Elementarbereich. Dissertation. Waxmann Verlag.