Clara Ries

Überzeugungen von Lehrkräften zum Einsatz von Anschauungsmitteln im arithmetischen Anfangsunterricht

Theoretischer Hintergrund

Zur Repräsentation mathematischer Inhalte und Beziehungen werden Anschauungsmittel, wie z.B. der Rechenrahmen oder Wendeplättchen, im arithmetischen Anfangsunterricht eingesetzt. Ziel des Einsatzes ist die Unterstützung des Aufbaus eines Zahl- und Operationsverständnisses durch die Auseinandersetzung mit Strukturen und Handlungen am Material. Durch entsprechende Aktivitäten, die die Reflexion am Material fördern, sollen mentale Vorstellungen abstrahiert von den realen Objekten aufgebaut werden (vgl. Lorenz, 1998).

Studien haben gezeigt, dass die Effektivität des Einsatzes von Anschauungsmitteln unter anderem von der Häufigkeit, der Dauer und Art und Weise des Einsatzes dieser abhängig ist (z.B. Laski et al., 2015). Wesentlich ist daher nicht ob Anschauungsmittel eingesetzt werden, sondern vor allem welche, wie und wozu. Der Lehrkraft kommt in der Auswahl und der Art und Weise des Einsatzes eine Schlüsselrolle zu.

Verschiedene Studien zeigen auf, dass Lehrkräften die Bedeutung von Anschauungsmitteln für mathematisches Lernen grundlegend bewusst ist (z.B. Bitzer et al., 2018; Schulz, 2014; Swan & Marshall, 2010). Dennoch entspricht die Praxis des Einsatzes nicht immer den fachdidaktischen Forderungen. Eine zentrale Rolle für den Einsatz von Anschauungsmitteln spielen die Überzeugungen der Lehrkräfte, die sich als handlungsleitend für den Materialeinsatz im Unterricht herausgestellt haben (vgl. Uribe-Floréz & Wilkins, 2010). Die Überzeugungen beeinflussen also das Unterrichtshandeln der Lehrkraft und dadurch auch den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler (Voss et al., 2011). Mit dem Ziel eines lernförderlichen Einsatzes von Anschauungsmittel ist es daher wichtig, den Blick auf die Überzeugungen der Lehrkräfte zu richten. Zu untersuchen welche Überzeugungen Lehrkräfte zum Einsatz von Anschauungsmitteln im arithmetischen Anfangsunterricht aufweisen und diese zu typisieren bildet das zentrale Ziel des Projekts.

Methodisches Vorgehen

Gestützt durch einen Leitfaden werden Interviews mit im Beruf stehenden Lehrkräften geführt. Die Lehrkräfte werden dabei angeregt, frei von eigenen Unterrichtserfahrungen zu erzählen und in einem zweiten Schritt Einschätzungen von Anschauungsmitteln vorzunehmen. Die Auswertung wird anhand der Dokumentarischen Methode zur Auswertung von Interviews nach Nohl (2017) vorgenommen. Mithilfe der Analyse der impliziten Regelhaftigkeiten in Erzählungen und Handlungen der Lehrkräfte sollen handlungsleitende Überzeugungen rekonstruiert werden, daraufhin die verschiedenen Fälle maximal und minimal kontrastiv gegenübergestellt und eine Typenbildung vorgenommen werden.

Literatur

Bitzer, K., Rechtsteiner, C. & Schuler, S. (2018). Überzeugungen von Lehrkräften zu arithmetischen Anschauungsmitteln und deren Einsatz im Anfangsunterricht. In Fachgruppe Didaktik der Mathematik der Universität Paderborn (Hrsg.), Beiträge zum Mathematikunterricht. WTM-Verlag.

Laski, E. V., Jor’dan, J. R., Daoust, C. & Murray, A. K. (2015). What Makes Mathematics Manipulatives Effective? Lessons From Cognitive Science and Montessori Education. SAGE Open, 5(2).

Lorenz, J. H. (1998). Anschauung und Veranschaulichungsmittel im Mathematikunterricht: Mentales visuelles Operieren und Rechenleistung. Hogrefe.

Nohl, A.-M. (2017). Interview und Dokumentarische Methode: Anleitungen für die Forschungspraxis (5., aktualisierte und erweiterte Auflage). Springer Fachmedien.

Schulz, A. (2014). Fachdidaktisches Wissen von Grundschullehrkräften. Springer Spektrum.

Swan, P. & Marshall, L. (2010). Revisiting Mathematics Manipulative Materials. Australian Primary Mathematics Classroom, 15(2), 13–19.

Uribe-Flórez, L. J. & Wilkins, J. L. M. (2010). Elementary School Teachers' Manipulative Use. School Science and Mathematics, 110(7), 363–371.

Voss, T., Kleickmann, T., Kunter, M. & Hachfeld, A. (2011). Überzeugungen von Mathematiklehrkräften. In M. Kunter, J. Baumert, W. Blum & M. Neubrand (Hrsg.), Professionelle Kompetenz von Lehrkräften: Ergebnisse des Forschungsprogramms COACTIV. Waxmann.